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Wir fahren zurück zur Fahrschule. Herr Müller lächelt zum ersten Mal an
        diesem Tag und gratuliert mir ganz herzlich zur bestandenen Prüfung. Ich habe
        das Gefühl, alle können hören, wie mir ein riesiger Stein vom Herzen fällt. Es ist
        aber nur der Autoschlüssel, der mir vor lauter Freude aus den Händen fällt, als
        ich meinen vertrauten Fahrlehrer umarme. Es ist geschafft! Ich fühle ein biss-
        chen Stolz. Nein, ich bin sehr stolz auf mich. Und alle anderen, denen ich gleich
        von der Prüfung erzählen werde, sind es mit Sicherheit auch.











                    Baukasten-Geschichte


        „Etwas von der Welt sehen“

        Mein kleines Herz hüpft in meiner Brust, wie ein Häslein auf dem Feld. Ich emp-
        finde Freude, große Freude über den ersten Urlaub mit dem Flugzeug. Freude,
        wie wenn man die ganze Welt umarmen möchte und allen Menschen davon er-
        zählen will.  Freude, wie wenn sich der Vorhang endlich hebt und das Schauspiel
        beginnt. Alles, was ich bisher nur vom Hören-Sagen kannte und ich mir nur in
        meiner kühnsten Fantasie vorstellen konnte, sollte jetzt endlich für mich Wirk-
        lichkeit werden. Es ist eine Aufregung in mir, ein Jubel und ein Zauber, weil nun
        endlich meine Neugier auf die große, weite Welt ein wenig gestillt wird. Ich kann
        es kaum abwarten, nach meinem allerersten Flug erstmals ein anderes Land zu
        entdecken und zu erleben. Ich bin gespannt auf Griechenland – so viel habe ich
        darüber schon gehört und auf Bildern gesehen. Und so stehe ich da: Ein kleines,
        blondes Mädchen mit einer blauen Latzhose und dem gepackten Koffer. Es fühlt
        sich gut an, endlich am Flughafen zu sein. Ich weiß, jetzt gibt es kein Zurück
        mehr! Durch die großen Scheiben sehe ich das Flugzeug, das uns an unseren
        Bestimmungsort bringt. Es ist die Fluggesellschaft „Olympic-air“ mit den fünf
        Ringen auf dem Flugzeugheck. Ich habe den Fensterplatz ausgesucht, damit ich
        auch ja nichts verpasse am weiten Wolkenhimmel. Die Maschine startet und das
        Flugzeug rollt immer schneller. Schließlich heben wir ab. Ich werde in den Sitz
        gepresst. Immer steiler geht es nach oben. Meine Ohren fallen zu. Ich schlucke
        mehrere Male, bis der Druck nachlässt. Ich bin überwältigt von all den neuen
        Eindrücken. Ich spüre keine Angst, nur Begeisterung über das, was ich erlebe.



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