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Erinnerung
„Sehnsuchtsort“
Cornwall. Südengland. Lang schon mein Sehnsuchtsort. Jetzt ist es so weit. Das
Auto ist gepackt. Zwei schwarze und ein roter Koffer warten im Kofferraum, dazu
drei regenbogenbunte Schirme, drei gelbe Regenjacken, eine Handtasche, zwei
Rucksäcke.
Zu dritt brechen wir auf. Ich bin vorfreudig unruhig. „Werde ich mich verstän-
digen können? Finden wir jeden Tag eine Übernachtungsmöglichkeit im B & B?
Wohin verschlägt es uns?“
Ich atme durch. Werde ruhiger. Die Antworten weiß ich nicht. Ich werde sie
entdecken.
Wir fahren nach Süden. Ein weiter, blauer Himmel spannt sich über uns, soweit
wir sehen können. „Das ist nicht das, was ich in England erwartet hätte.“ Ich sage
es laut. Spüre Freude. Sie breitet sich aus wie Wasser, das aus einem geplatzten
Schlauch spritzt.
Wir fahren. Lang. Ungestört. Die Umgebung verändert sich. Kleinere Orte.
Dunkleres Grün. Schafe auf den Wiesen und manchmal auf der Straße. Behäbig.
Steinmauern mehren sich. Meterlange Steinmauern. Alte, halb verfallene. Solche,
an denen sich noch kein Moos angesetzt hat. Die Straßen verengen. Meterhohe
Büsche rechts und links. Ausweichstellen, aber nicht ausreichend viele. Ins Un-
gewisse zurücksetzen. Stehen. Warten. Weiterfahren. Mein Herz klopft. Ich halte
mich fest. Blühende Fuchsien am Wegrand. Herrenhäuser. Schlösser. Cottages.
Da. Endlich. Dort unten liegt das Meer. Wir bleiben stehen. Steigen aus. Ich kann
das Salz des Meeres riechen. Der Wind lässt meine Haare und den Rock meines
Kleides tanzen. Die Sonne wärmt meine Arme und mein Gesicht. Die Möwen
kreisen kreischend über dem Hafen.
Ich schaue. Nehme die anderen beiden in den Arm. „Angekommen“. Ich strahle.
Jetzt bin ich hier. Cornwall wartet.
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